01. Mai 2020
1. Mai in Coronazeiten
Mit täglichem Applaus für die Frauen und Männer, die derzeit dafür sorgen, dass alte Menschen in den Pflegeheimen weiter versorgt, Kranke weiter gut behandelt werden und alle noch immer die Dinge des täglichen Bedarfs kaufen können, ist es nicht allein getan. Wie wichtig der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung gerade in den „systemrelevanten“ Branchen sind, hat die Corona-Krise mehr als deutlich gemacht. Auch wenn nicht wie sonst demonstriert werden kann und Straßenfeste nicht stattfinden, die Forderungen bleiben bestehen und wollen gehört werden. Der DGB veranstaltet deshalb am Freitag einen Live-Stream sowie diverse andere Partizipationsmöglichkeiten in den sozialen Medien.
Hart erkämpft und in Gefahr: der Acht-Stunden-Tag
Seit 1856 wird am 1. Mai für die Einführung des Acht-Stunden-Tages demonstriert und gestreikt. Zuerst in Australien, 30 Jahre später in den USA, wo es in Chicago zu einem Massaker an den Streikenden kam. Die sogenannte Haymarket Affair war der Auslöser für die Ernennung des 1. Mai zum „Kampftag der Arbeiterbewegung“ durch die Zweite Internationale im Jahr 1889. Den Durchbruch für die Forderung nach dem Acht-Stunden-Tag musste in Deutschland durch die Novemberrevolution 1918 erkämpft und von der SPD schließlich gesetzlich verankert werden.
Seitdem wurden in Deutschland und weltweit viele weitere Forderungen der Arbeiterbewegung und Gewerkschaften erfüllt, doch mussten die Lohnabhängigen auch immer wieder mit Rückschlägen leben. Die Verheißung des Acht-Stunden-Tages als Meilenstein auf dem Weg zum Sozialismus, wie es die Postkarte von 1911 darstellt, wurde nicht erfüllt. Stattdessen stellt der Neoliberalismus eine Prekarisierung vieler Beschäftigter dar, wo besonders in Krisenzeiten die Lockerung von arbeitsrechtlichen Sicherungen vorangetrieben wird. Zuletzt wurde die Verlängerung des Arbeitstages von Pflegekräften auf bis zu 12 Stunden wieder ermöglicht, während diese durch die gestiegene Belastung durch Corona bereits schon besonders gefährdet sind. Es wird deutlich, dass trotz und wegen Corona der 1. Mai in diesem Jahr von großer Relevanz für alle Beschäftigten ist.